Sehr geehrte Frau Professor Höhler,
sehr geehrte Frau Ministerin Kramp-Karrenbauer, liebe Annegret,
meine Damen und Herren,
herzlich willkommen in der schönsten Kulturpraline des Saarlandes, der Illipse. Illingen ist gern an vorderster Stelle mit dabei, wenn es heißt „gemeinsam gewinnen – Frauen und Männer: das Unternehmen Zukunft“.
Zu den ersten Büchern von Gertrud Höhler, die ich gelesen habe, gehörten „Wettspiele der Macht“, „Spielregeln für Sieger“ und „Herzschlag der Sieger“. Es war die Zeit meiner ersten Urwahl, es war die Zeit, als ich noch sportlich aktiv war – und es war die Zeit, als Gertrud Höhler zu einer der gefragtesten und profiliertesten deutschen Unternehmens- und Politikberaterinnen aufstieg. „Handeln statt behandelt werden“, hieß eine der Überschriften damals – und sie hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
„Handeln statt behandelt werden“ heißt, die eigenen Potenziale zu nutzen, sich auf den Weg zu machen, selbst Akzente zu setzen. „Denn die Dynamik der Zeit zwingt zum Handeln, und jede Aufgabe ist so komplex, dass sie viele aufgeräumte, ideenreiche Köpfe braucht“, schrieb Frau Höhler damals. Und weil dies so ist, brauchen wir nicht nur Männer, die als Alphatiere die Wettspiele der Macht spielen – wir brauchen genauso dringend engagierte, erfolgreiche Frauen, um gemeinsam zu siegen.
„Handeln statt behandelt werden“ – das ist noch immer aktuell.
Voraussetzung ist Mut! Mut, Verantwortung zu übernehmen, Mut, selbst zu handeln, statt behandelt zu werden, Mut, auch mal in den Clinch zu gehen. Voraussetzungen sind aber auch Strukturen. Vor allem Machtstrukturen. Es sind immer Wettspiele der Macht!
Wir haben in Illingen gute Erfahrungen mit starken Frauen gemacht, die Verantwortung übernehmen.
Weil Frauen und Männer anders ticken, ist es sinnvoll, dass sie sich zu Erfolgsteams zusammenschließen. Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich kann dazu meine ganz persönlichen Erfahrungen beisteuern.
Mit 17 Jahren wurde ich Knall auf Fall Trainer der Kunstturnerinnen meines Heimatortes Hüttigweiler. Das war ein Experiment. Ob es gelingt, wussten wir nicht. Wir lebten von Begeisterung, von unserem Gemeinschaftsgeist und von ersten überraschenden Erfolgen. Aber den ganz großen Durchbruch erlebten wir erst, als wir uns mit den Kunstturnerinnen aus Illingen zu einer Startgemeinschaft zusammenschlossen. Die hatten ebenfalls Potenzial – und eine Trainerin, die am Stufenbarren und am Schwebebalken perfekt war. Das waren nicht meine besten Geräte, auch nicht als Trainer. Dafür war ich der Experte für Boden und Sprung. Deshalb war es gut, dass wir unsere Erfahrungen gemeinsam einbrachten. „Kräfte bündeln“, heißt das in der Wirtschaft. Sie war die Emotionale, ich war der Rationale mit den Trainingsplänen. Wir haben uns zu einer Startgemeinschaft zusammengeschlossen und waren ein Jahr später Vizemeister der Landesliga. Zwei Jahre später habe ich mich mit Trainerin Steffi zur privaten Startgemeinschaft zusammengeschlossen. Seit 30 Jahren sind wir jetzt ein erfolgreiches Familienunternehmen.
Es funktioniert. Auch als Unternehmen Zukunft. Aber es funktioniert noch viel zu selten, weil Frauen viel zu selten die Chance haben – oder die Chance nutzen – durchzustarten.
15 Jahre als Bürgermeister und 30 Jahre politische Erfahrungen haben allerdings mir gezeigt, dass es mit Vertrauen und gutem Willen allein nicht getan ist. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass es Quoten geben muss, damit Frauen die Chancen haben, die sie verdienen. Aber das ist ein Thema, das ich hier nicht vertiefen will. Da gibt es – auch in meiner Partei – unterschiedliche Auffassungen.
Sie haben sich ein spannendes Thema im Umfeld des Equal Pay Day ausgesucht. Wir brauchen Fairness. Wir brauchen Chancen. Wir brauchen offene Horizonte.
Ich bin gespannt auf den Vortrag von Prof. Höhler, die ich schon lange in Illingen erleben wollte. Und ich bin gespannt auf eine hoffentlich spannende Diskussion mit Thomas Rosch.
Ich hoffe, dass wir am Ende „gemeinsam gewinnen“. Nicht nur Erfahrung, sondern auch auch die Zukunft.