Ich glaube, Millionen Menschen in Deutschland haben noch gar nicht realisiert, was da gerade passiert ist: Annegret Kramp-Karrenbauer, diese zierliche Frau aus dem Saarland, ist seit Freitag eine der politisch mächtigsten Frauen Europas. Annegret („Anne“) ist Chefin der einzigen noch verbliebenen großen Volksparteien Europas („Das letzte Einhorn“), und sie hat die Chance, in den nächsten drei Jahren zur mächtigsten Frau Deutschlands aufzusteigen. „Ich kann, ich will und ich werde“ ist eine Ansage. Und sie meint das auch so. Ich kenne sie. Und ich nehme diese Ansage ernst. Natürlich kann sie auch scheitern. Sie hat gerade die „Umarmungsstrategie“ mit Paul Ziemiak gestartet. Ich weiß nicht, ob das richtig war und ist. Meuchler muss man eigentlich aus dem Weg räumen. Aber Umarmungsstrategien können auch zu grandiosen Siegen führen.
Mit ihrem Sieg im Königsdrama gegen Merz ist sie schon jetzt erfolgreicher als Oskar Lafontaine. Der hat gegen Schröder an der Cloef zurückgezogen. Und anders als Lafontaine kann AKK tatsächlich den Weg ins Kanzleramt machen.
Das ist so spektakulär, dass es mir den Atem raubt.
Man blicke zurück: 2017. Martin Schulz hat gerade die SPD gerockt. Er ist mit 100 Prozent gewählt und nominiert worden, nachdem die Partei befragt worden war. Der Schulzzug schien unaufhaltsam. Bis zu jenem Tag in St. Wendel, als Annegret Kramp-Karrenbauer ihn frontal attackiert hat. Das war freitags vor der Landtagswahl im Saarland. Zwei Tage später war sie wieder Ministerpräsidentin mit über 40 Prozent („Ich bin platt“, rief sie in der Luminanz in Saarbrücken), der Schulzzug war entgleist und hat nie wieder aufs Gleis gefunden.
Einmal hatten wir riesige Angst: Als die Nachricht von ihrem schweren Unfall in Berlin kam – während der Regierungsbildung in Berlin. Was folgte, waren ganz schwere Wochen. Aber auch die hat sie mit unglaublichem Willen überstanden.
Sie kann Kanzlerin. Und das will sie auch.
Spannende Zeiten.
Und das nicht nur im Saarland.