Einen besseren Platz hätte sich die Twitter-Elite des Saarlandes kaum aussuchen können für ihr Extra-Twista-Meeting: Der Big Eppel in Eppelborn bot einen angenehmen Rahmen und den passenden Namen für die Apple-begeisterten Social-Media-Nutzer, die auf Einladung ihrer Twitter-Königin "ApfelMuse" nach Eppelborn gekommen waren. Man hätte kaum vermutet, dass es sich um Social-Media–Aktivisten handelt, die in 140 Zeichen über Gott und die Welt philosophieren, diskutieren, lamentieren können. Sie gehören zu den best Vernetzten und und Bestinformierten aus dem Bereich Web 2.0 im Land, aber man sieht es ihnen nicht an. Sie inszenieren sich nicht. Ihr Feld ist das weltumspannende Twitter-Netz, im realen Leben haben sie ihren Platz, ihre Aufgabe, die sie nicht nach außen darstellen müssen. Das ist gut fürs Klima. Man hätte eher ein Treffen weitläufiger Verwandter vermuten können, die sich endlich einmal wieder getroffen haben – hätten sie nicht plötzlich wie auf Kommando ihre iPhones gezückt, um TweetPics – also spontane Fotos – aufzunehmen, die sie in die Sphären der intergalaktischen Twitteria schickten.
Im bürgerlichen Leben ist ApfelMuse erfolgreiche Unternehmerin, ihre innovativen Mittwitterer sind Wissenschaftler, Lehrer, Studierende, zwei Bürgermeister, ein Landtagsabgeordneter, Berater. Bei Twitter haben viele Alias-Namen wie "OleKopelke", "illiconvalley", "joaum", "saarlandman", "andi1984", "DeDitte", "chailattetogo", "ChilliConCharme"und "HappyBuddha". Alexandra Grassler, die aus Bayern angereist war, ist als "wissensagentur" unterwegs, Judith aus Frankfurt, die aus dem Nordsaarland stammt, ist als "DeDitte" im Netz aktiv.
Beim Treffen im realen Leben in der Lounge des Big-Eppel-Wirtshauses lüfteten sie ihr Namensgeheimnis: Hinter Twitterkönigin ApfelMuse verbirgt sich Andrea Juchem, Chefin des gleichnamigen Nahrungsmittel-Unternehmens. Neunkirchens Bürgermeister Jörg Aumann ist "joaum", Organisationstalent Andreas Sander ist "andi1984", der Landtagsabgeordnete Ulrich Commerçon, ebenfalls ein eifriger Twitterer und Facebook-Nutzer, ist mit Klarnamen unterwegs, ebenso wie der Leiter Unternehmenskommunikation beim Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI), Reinhard Karger und der Luxemburger Manager Kai Otte.
Dagegen hat sich Illingens Bürgermeister Armin König für einen Alias entschieden: "illiconvalley" twittert seit einem Jahr über Politik, Kommunales, Sport und Kultur, sein Neunkircher Kollege "joaum" ist ebenfalls begeisterter Sportler, beide sind Lautern-Fans und haben auch auf dieser Ebene Gesprächsthemen.
Obwohl viele sich zum ersten Mal sahen, waren die Kontakte schnell geknüpft. In der Runde der kreativen Kommunikativen ging es keineswegs nur um iPad und iPhone, Twitter und Facebook, Medien und Wirtschaft, um Trends in der Wissenschaft und andere kluge Themen. Die altersgemischte Twitteria schwelgt auch in Erinnerungen an Schwarz-Weiß-Fernsehsendungen, als an Internet noch nicht zu denken war: Raumpatrouille mit Tamara Jagellovsk, Daktari, dann die Farbfenrsehzeiten mit den Muppets und dem Smørrebrød-Koch Rømpømpøm sind Thema für allerlei Albernheiten.
Einig war sich die Runde aber in zwei Fragen: dass beim Thema Bildungspolitik die Zeit der zersplitterten Länderkompetenzen vorbei sein müsste. Wo Mobilität gefragt ist, sollten auch die Bildungsinhalte vergleichbar sein. Und dass wir mitten in einem gesellschaftlichen Umbruch stecken, der Chancen und Risiken bietet und dass die Chancen des Webs bisher kaum ausreichend gesehen werden, war auch Konsens.
Spätestens beim SaarCamp im Mai wollen sie sich wieder treffen. Dann geht es um harte Fakten zum Web 2.0, zum Thema Bildung, zu Netzkompetenzen von Unternehmen, um Politik und Landes- und kommunalpolitische Kommunikation.