Ein glossierender Rückblick auf die Kabinettsklausur von Armin König
Die Ampel hat gekreißt und ein Lämpchen geboren. Drei Tage lang hat sie unter größten Schmerzen ganze Nächte durchwacht und geblinkt und aufgeblendet, auf dass die ganze Welt sie beachte, und wir dachten: was mag da für ein leuchtendes LED-Beispiel entstehen, das allen Klimaschützern und E-Fuel- und Porsche-Drivern, allen Windkraftheizungswärmepumpern und Doppelwummsleopardenmäntelträgern gut ansteht.
Schauen wir uns an, was da geboren wurde.
Das Baby heißt „Paradigmenwechsel“.
Hatten wir den nicht schon nach der Bundestagswahl?
Gut, wir wollen nicht ungerecht sein, es kam der Ukraine-Krieg, der alle Paradigmen-Wechsel-Pläne über den Haufen warf und am Ende die Ampel in eine veritable Existenzkrise trieb. Da leuchtete nichts mehr – kein Habeckmännchen, kein Schölzchen, vom Hölzchen aufs Stöckchen trieben sie ihr Lindnerwurmspiel, das Schicksal des Bündnisse schien ungeWissing.
Nun also habemus Kompromissum opossum magnum.
Erneuerbare Energien werden nun in dem 16seitigen Euphemismuspapier „Freiheits-Energien“ genannt. Die machen unabhängig vom Ukrainekrieg und sind menschengemacht und wirken zeitlos gegen den menschengemachten Klimawandel.
Die FDP hat dafür das Tempolimit der Ampel bei der Endmodernisierung Deutschlands liberal aufgehoben. „Die Koalitionspartner arbeiten dafür an einem neuen Deutschlandtempo.“
Nun bin ich seit 27 Jahren als Bürgermeister Wahlbeamter, deshalb weiß ich genau, was ich von „unbürokatischem“ Reform-Deutschland-Tempo zu halten habe:
Adagio, ma non troppo, wenn ich es mal in Beethoven-Deutsch ausdrücken darf.
Der Online-Zugang, obwohl gesetzlich garantiert, ist noch immer in weiter Ferne, staatlich garantierte Kitaplätze sind für viele Eltern nicht in Sicht, mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Schule wird es ebenso ergehen, Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs zum Datenschutz und zur informationellen Selbstbestimmung werden seit Jahren ignoriert, die Europäische Wasserrahmenrichtlinie nicht umgesetzt.
Das Lämpchen will leuchten
Aber der Paradigmenwechel kommt. Das Lämpchen will leuchten.
Bei Bahn und Verkehr, wo Unvereinbarkeiten ins 16-Seiten-Papierchen geschrieben wurden, bei Heizungen und Windrädern und Stromtrassen.
Das „Monitoring der Emissionsentwicklung“ ist so abstrakt Nominalstil wie der schweigsame „Olaf will das“, dass niemand die Verantwortung zu übernehmen hat, wenn es nicht funktioniert.
Ich weiß, ich bin ungerecht, und ich hoffe sehnlichst, dass diese deutsche Elf (?) wie gestern gegen Belgien das DFB-Chaos-Ensemble endlich in die politischen Pötte kommt, auf dass wir zu neuen Ufern tankern können.
Der Strafraum wartet schon. Nomen est omen.
Füllt die Krüge, Schluss mit Hansi-Flick-Werk und schießt endlich Tore, bevor die Schlusspanik ausbricht.
Wasser marsch!
Es möge Wein werden. Wie in Kanaan.
Wer glaubt, wird selig.
Amen.
Dr. Armin König
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