Deutschland 2030 – Ein neues Buch von Horst W. Opaschowski

Deutschland altert, mehr als ein Viertel der deutschen Kommunen ist von Schrumpfung betroffen, während Metropolen boomen. Die Deutschen sterben zwar nicht aus, wie Birg 2001 prognostiziert hatte, aber demographischer Wandel findet statt. Horst W. Opaschowski wagt auf der Basis repräsentativer Daten Prognosen, wie die Deutschen 2030 vermutlich leben werden. Das Buch bietet Material in Fülle zu aktuellen Einstellungen und Zukunftseinschätzungen der Deutschen von der Arbeitswelt über Konsum, Umwelt, Medien, Sport, Urlaub und Freizeit, Bildung und Kultur, urbanem Wohnen, Ehrenamt, Vorsorge, Sozialwelt und Wertewelt 2030. Dabei entlarvt Opaschowski zahlreiche Verheißungen der Vergangenheit als Mythen. Dazu zählten Begriffe wie „flache Hierarchien“ (114), „Work-Life-Balance“ (116), „Zeitpioniere“ (113) oder auch die „Jobnomaden“ (111), die auf der Jagd nach Erfolg „zu jeder Zeit und von jedem Ort aus ein ‚mobiles Office’ mit Handy, Laptop und geteiltem Schreibtisch“ (111) betreiben. Opaschowski belegt, dass sich 2008 die Zahl der Befragten, die auch in Zukunft auf geregelte Arbeitszeiten und Festanstellung hoffen, gegenüber 2003 um 12 Prozentpunkte erhöht hat. Auch Themen wie die „kulturelle Spaltung der Gesellschaft“ (421), Stress-Situationen und persönliche Belastungen der „Sandwich-Generation“ (498) werden angesprochen. Allerdings bleibt der Zukunfts-, Tourismus- und Freizeitforscher bei wichtigen Themen wie der Zukunft der Städte, den Anforderungen an eine alternde Gesellschaft, der Sozialwelt und erst recht bei politischen Themen sehr oberflächlich. Partizipation sucht man vergebens, auch Governance findet nicht statt. Methodisch lässt es – wie schon das Vorgängerbuch „Deutschland 2020“ – sehr zu wünschen übrig. Das umfangreiche Buch ist flott geschrieben und eignet sich gut als Einstieg zum demographischen Wandel in der politischen Bildungsarbeit. Den Ansprüchen der Politikwissenschaft genügt es allenfalls als Materialsammlung und als erster grober Überblick über ein breit gefächertes Themenfeld.

 

AK