Verantwortung der Kommunen in einer älter werdenden Gesellschaft

Für den geplanten Altenplan der Gemeinde Illingen habe ich mir Gedanken gemacht, was Kommunen leisten müssen, wenn eine Gesellschaft tendenziell älter wird,

Hier ist ein erster Aufschlag

Verantwortung der Kommunen in einer älter werdenden Gesellschaft

In meiner Dissertation »Bürger und Demographie« (Gollenstein) habe ich schon 2011 darauf hingewiesen, dass Kommunen in einer alternden Gesellschaft eine Verantwortung tragen und sich intensiv mit der Frage der Alterung auseinandersetzen müssen, um soziale Verwerfungen und Legitimationsprobleme zu verhindern. Ottensmeier/Rothen plädieren dafür, dass kommunale Altenplanung und Seniorenpolitik nicht nur qualitativ aufgewertet, sondern auch verbreitert werden sollten. Sie betonen, dass überkommene Altersbilder überwunden werden müssen, professionelle Dienste und Sozialnetzwerke belebt und koordiniert und zahlreiche Politikfelder alterskompatibel gestaltet werden sollten. Sie sprechen von einem „anspruchsvollen Projekt einer integrierten Finanz-, Städtebau-, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialpolitik“.

Die Aussage, dass kommunale Altenplanung nicht nur qualitativ aufgewertet, sondern auch verbreitert werden muss, bedeutet, dass es nicht ausreicht, lediglich die Qualität der Altenplanung zu verbessern, sondern dass auch der Umfang und die Vielfalt der Maßnahmen erweitert werden müssen. Kommunen sollten nicht nur auf die Bedürfnisse von älteren Menschen als Rentner und „altes Eisen“ eingehen, sondern ein breiteres Spektrum von älteren Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen und mit verschiedenen Bedürfnissen berücksichtigen. Es ist wichtig, dass kommunale Altenplanung nicht nur auf Pflege und Versorgung älterer Menschen fokussiert, sondern auch Aspekte wie Partizipation, Inklusion, Bildung, Gesundheit und städtebauliche Gestaltung mit einbezieht.

Um dies in Städten und Gemeinden umzusetzen, könnten folgende Maßnahmen in Betracht gezogen werden:

  1. Förderung von sozialen Netzwerken und Gemeinschaftsaktivitäten für ältere Menschen, um soziale Isolation zu verhindern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Dies könnte die Einrichtung von Begegnungsstätten, Seniorentreffpunkten, intergenerationalen Projekten oder kulturellen Angeboten beinhalten.
  2. Förderung von altersgerechtem Wohnen und städtebaulicher Gestaltung, um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden. Dazu gehören beispielsweise barrierefreie Wohnungen, barrierefreie Verkehrswege, gut erreichbare öffentliche Verkehrsmittel, Grünflächen und Freizeitangebote.
  3. Förderung von Bildungsangeboten und lebenslangem Lernen für ältere Menschen, um ihre geistige Aktivität und Teilhabe am Arbeitsleben oder Ehrenamt zu unterstützen.
  4. Förderung von Gesundheitsförderung und Prävention, um die Gesundheit älterer Menschen zu erhalten und zu fördern. Dies könnte die Einrichtung von Gesundheitszentren, Sport- und Bewegungsangeboten oder Präventionsprogrammen beinhalten.
  5. Einrichtung von kommunalen Beratungsstellen und Anlaufstellen für ältere Menschen und ihre Angehörigen, um Informationen, Unterstützung und Hilfe bei verschiedenen Themen wie Pflege, Wohnen, Finanzen, rechtlichen Angelegenheiten und sozialen Fragen anzubieten.

Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, überkommene Altersbilder zu überwinden und ein breiteres Verständnis von älteren Menschen als aktive und engagierte Mitglieder der Gesellschaft zu fördern. Dazu muss aber auch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit beitragen. Social-Media-Aktionen, Bilder-Ausstellungen, Infoveranstaltungen, Publikationen, Reels, Instagram-posts und Talk-Runden. wie sie in Illingen von Barbara Wackernagel-Jacobs und mir angeboten werden, können dazu beitragen, neue Alternsbilder zu kreieren.

Die Umsetzung von kommunaler Altenplanung und Seniorenpolitik erfordert sowohl finanzielle Ressourcen als auch personelle Kapazitäten seitens der Verwaltungen sowie die Beteiligung der Bürgerschaft und die Koordination von professionellen Diensten und Sozialnetzwerken. Hier sind einige Argumente, die in Stadträten zur Begründung dieser Notwendigkeit vorgebracht werden könnten:

  1. Demografischer Wandel: Der demografische Wandel ist eine Realität, die auch vor den Kommunen nicht haltmacht. Mit einer alternden Bevölkerung stehen Kommunen vor neuen Herausforderungen, die eine angemessene Altenplanung und Seniorenpolitik erfordern. Es ist wichtig, dass Kommunen sich auf diese Veränderungen einstellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden.
  2. Gesellschaftliche Teilhabe: Ältere Menschen haben das Recht, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Altenplanung und Seniorenpolitik können dazu beitragen, die soziale Teilhabe älterer Menschen zu fördern und ihre Integration in das Gemeinwesen zu unterstützen. Dies trägt zur Förderung von sozialem Zusammenhalt und zur Vermeidung von sozialer Isolation bei.
  3. Prävention und Versorgung: Eine gut organisierte Altenplanung und Seniorenpolitik kann präventive Maßnahmen fördern, um die Gesundheit älterer Menschen zu erhalten und die Versorgung im Bedarfsfall sicherzustellen. Dies kann langfristig auch Kosten in anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen, reduzieren.
  4. Bedarfsgerechte Angebote: Ältere Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen. Altenplanung und Seniorenpolitik können bedarfsgerechte Angebote in den Bereichen Wohnen, Pflege, Mobilität, Bildung und Freizeitgestaltung schaffen, um den individuellen Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden.
  5. Bürgerbeteiligung: Die Beteiligung der Bürgerschaft, insbesondere älterer Menschen, an der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Altenplanung und Seniorenpolitik ist wichtig, um die Bedürfnisse und Perspektiven der Zielgruppe angemessen zu berücksichtigen. Dies fördert auch das bürgerschaftliche Engagement und die Identifikation älterer Menschen mit ihrer Kommune.

Es ist wichtig, diese Argumente fundiert mit Daten, Forschungsergebnissen und Best Practice-Beispielen zu untermauern, um die Bedeutung einer umfassenden Altenplanung und Seniorenpolitik in den Stadträten zu begründen und Unterstützung für entsprechende Maßnahmen zu gewinnen.

Auf der politischen Agenda sehen  die Wissenschaftler „das anspruchsvolle Projekt einer integrierten Finanz-, Städtebau-, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialpolitik“.  Das ist natürlich ein Riesenfeld. Hier sind  22 Punkte mit kurzen Erläuterungen.

  1. Finanzpolitik: Eine integrierte Finanzpolitik beinhaltet die Bereitstellung ausreichender finanzieller Ressourcen für die Umsetzung von Altenplanung und Seniorenpolitik, einschließlich der Finanzierung von Programmen und Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingehen. Das klingt zunächst unproblematisch und positiv, kann aber dazu führen, dass Mittel umgeschichtet werden. Hier können die Kommunen die Ressourcen nicht allein zur Verfügung stellen. Gefragt sind auch Bund und Länder.
  2. Städtebau: Eine alterskompatible Städtebau-Politik beinhaltet die Gestaltung von städtischen Räumen und Infrastrukturen, die älteren Menschen ein sicheres, barrierefreies und zugängliches Umfeld bieten, in dem sie aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Diese Räume müssen anders aussehen als bisher. Dazu gehört eine softere Verkehrspolitik – weniger Blech, weniger Autos, weniger Geschwindigkeit, mehr Sicherheit, mehr Fußgängerzonen, mehr Fahrradstreifen und umfassende Barrierefreiheit. Beim Städtebau sind integrierte Quartiere mit Nachhaltigkeitsfaktor und kooperativen Generationenbeziehungen gefragt.
  3. Bildungspolitik: Eine alterskompatible Bildungspolitik umfasst die Förderung von lebenslangem Lernen für ältere Menschen, um ihre kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten zu erhalten und zu stärken, sowie die Bereitstellung von Bildungsangeboten, die auf ihre Bedürfnisse und Interessen zugeschnitten sind.
  4. Gesundheitspolitik: Eine integrierte Gesundheitspolitik für ältere Menschen beinhaltet die Bereitstellung von altersgerechten Gesundheitsdienstleistungen, die Förderung von Prävention und Gesundheitsförderung, die Unterstützung bei der Bewältigung von altersbedingten gesundheitlichen Herausforderungen sowie die Förderung von Pflege- und Betreuungsangeboten.
  5. Sozialpolitik: Eine integrierte Sozialpolitik für ältere Menschen beinhaltet die Förderung von sozialer Teilhabe, die Unterstützung bei der Bewältigung sozialer Herausforderungen im Alter, die Förderung von sozialen Netzwerken und sozialer Unterstützung sowie die Schaffung von inklusiven Gemeinschaften, die ältere Menschen unterstützen und einbeziehen.
  6. Mobilitätspolitik: Eine alterskompatible Mobilitätspolitik beinhaltet die Förderung von barrierefreien Verkehrssystemen und Verkehrsmitteln, die Förderung von Mobilitätsangeboten für ältere Menschen, um ihre Selbstständigkeit und Teilhabe zu unterstützen, sowie die Gestaltung von öffentlichen Räumen, die älteren Menschen eine sichere und komfortable Mobilität ermöglichen.
  7. Wohnungs- und Infrastrukturpolitik: Eine integrierte Wohnungs- und Infrastrukturpolitik beinhaltet die Schaffung von altersgerechten Wohnungen und Wohnumgebungen, die Förderung von Wohnraumanpassungen und barrierefreien Infrastrukturen sowie die Bereitstellung von Wohn- und Infrastrukturangeboten, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden.
  8. Kommunikations- und Technologiepolitik: Eine alterskompatible Kommunikations- und Technologiepolitik beinhaltet die Förderung von digitaler Inklusion für ältere Menschen, die Bereitstellung von altersgerechten Kommunikations- und Technologieangeboten sowie die Förderung von digitalen Lösungen, die älteren Menschen bei der Bewältigung des Alltags und der sozialen Teilhabe unterstützen.
  9. Freizeit- und Kulturpolitik: Eine integrierte Freizeit- und Kulturpolitik beinhaltet die Förderung von vielfältigen Freizeit- und Kulturangeboten, die älteren Menschen ermöglichen, ihre Interessen und Hobbys weiterhin auszuüben, soziale Kontakte zu pflegen und kulturelle Teilhabe zu erleben.
  10. Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik: Eine alterskompatible Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik beinhaltet die Förderung von Chancen für ältere Menschen, länger im Arbeitsmarkt zu bleiben, die Bekämpfung von Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz, die Schaffung von altersgerechten Arbeitsbedingungen und die Unterstützung bei der beruflichen Weiterbildung und Umschulung im Alter.
  11. Pflegepolitik: Eine integrierte Pflegepolitik beinhaltet die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Pflege- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen, die Unterstützung von pflegenden Angehörigen, die Förderung von alternativen Wohn- und Pflegeformen sowie die Schaffung von Pflegeinfrastrukturen, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden.
  12. Präventionspolitik: Eine Präventionspolitik im Alter beinhaltet die Förderung von Präventionsmaßnahmen, die darauf abzielen, gesundheitliche Risiken im Alter zu reduzieren, die Förderung von gesundheitsbewusstem Verhalten und die Schaffung von Umgebungen, die die Gesundheit älterer Menschen unterstützen.
  13. Generationenpolitik: Eine integrierte Generationenpolitik beinhaltet die Förderung von intergenerationalen Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Generationen, die Schaffung von Angeboten, die den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen jungen und älteren Menschen fördern, sowie die Schaffung von inklusiven Gemeinschaften, die Generationen verbinden.
  14. Rechtspolitik: Eine alterskompatible Rechtspolitik beinhaltet die Überprüfung und Anpassung von rechtlichen Rahmenbedingungen, um die Rechte und Interessen älterer Menschen zu schützen, die Bekämpfung von Altersdiskriminierung und die Förderung von rechtlicher Sicherheit und Gerechtigkeit im Alter.
  15. Genderpolitik: Eine integrierte Genderpolitik im Alter beinhaltet die Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden und Bedürfnissen älterer Menschen, die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und die Schaffung von Angeboten, die den unterschiedlichen Lebenslagen von älteren Frauen und Männern gerecht werden.
  16. Migrationspolitik: Eine alterskompatible Migrationspolitik beinhaltet die Berücksichtigung von kulturellen und sprachlichen Unterschieden älterer Menschen mit Migrationshintergrund, die Förderung von kultureller Vielfalt und interkulturellem Austausch im Alter sowie die Schaffung von Angeboten, die die Integration älterer Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen.
  17. Ethik und Menschenrechte: Eine integrierte Ethik- und Menschenrechtspolitik beinhaltet die Förderung von ethischen Grundsätzen und Menschenrechten im Umgang mit älteren Menschen, die Achtung ihrer Autonomie und Würde, sowie die Bekämpfung von Misshandlung, Vernachlässigung und Ausgrenzung im Alter.
  18. Technologiepolitik: Eine alterskompatible Technologiepolitik beinhaltet die Förderung von technologischer Innovation, die den Bedürfnissen und Fähigkeiten älterer Menschen gerecht wird, die Schaffung von Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Technologien und die Unterstützung bei der Nutzung von Technologien zur Verbesserung von Lebensqualität und sozialer Teilhabe im Alter.
  19. Umweltpolitik: Eine integrierte Umweltpolitik beinhaltet die Förderung von Umweltbewusstsein und nachhaltigem Handeln im Alter, die Schaffung von altersgerechten Umgebungen, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden, sowie die Bekämpfung von Umweltbelastungen, die die Gesundheit älterer Menschen beeinträchtigen können.
  20. Wohnungs- und Infrastrukturpolitik: Eine alterskompatible Wohnungs- und Infrastrukturpolitik beinhaltet die Schaffung von barrierefreien Wohnungen und öffentlichen Räumen, die Förderung von alternativen Wohnformen, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden, sowie die Bereitstellung von altersgerechter Infrastruktur wie Verkehrsanbindungen, Gesundheitsdienstleistungen und sozialen Einrichtungen.
  21. Partizipationspolitik: Eine integrierte Partizipationspolitik beinhaltet die Förderung von Teilhabe und Mitbestimmung älterer Menschen in gesellschaftlichen und politischen Prozessen, die Schaffung von Beteiligungsmöglichkeiten und Plattformen für ältere Menschen, sowie die Anerkennung ihrer Erfahrungen, Kompetenzen und Ressourcen für die Gestaltung von Politik und Gesellschaft.
  22. Intersektionale Politik: Eine intersektionale Politik im Alter beinhaltet die Berücksichtigung von Vielfachdiskriminierung älterer Menschen aufgrund von Geschlecht, Ethnizität, sozialem Status, sexueller Orientierung, Religion oder anderen Faktoren, die Integration einer intersektionalen Perspektive in alle politischen Maßnahmen und die Schaffung von inklusiven Angeboten, die die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erfahrungen älterer Menschen berücksichtigen.

Diese 22 Bullets verdeutlichen die Vielfalt und Komplexität einer integrierten Finanz-, Städtebau-, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialpolitik im Hinblick auf die Bedürfnisse und Rechte älterer Menschen. Es erfordert ein umfassendes und ganzheitliches Herangehen, um eine altersgerechte und inklusive Gesellschaft zu schaffen.

Beispiel Städtebau:

Die Gestaltung von alterskompatiblen städtischen Räumen und Infrastrukturen ist ein wichtiger Aspekt in der Entwicklung von zukunftsfähigen Städten. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze und Perspektiven aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Wissenschaft:

  1. Architektur: Architekten können durch die Planung und Gestaltung von Gebäuden und öffentlichen Räumen dazu beitragen, dass diese barrierefrei, sicher und zugänglich für ältere Menschen sind. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von schwellenfreien Zugängen, breiteren Türen, guter Beleuchtung, rutschfesten Bodenbelägen und anderen gestalterischen Elementen realisiert werden, die den Bedürfnissen und Anforderungen älterer Menschen gerecht werden.
  2. Städtebau: Städteplaner können durch die Entwicklung von integrierten Quartieren und Stadtvierteln, die die Bedürfnisse von älteren Menschen berücksichtigen, eine alterskompatible Städtebau-Politik fördern. Dies kann beispielsweise durch die Schaffung von Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen in fußläufiger Entfernung von Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitsdiensten und sozialen Einrichtungen, sowie durch die Schaffung von Grünflächen und Erholungsräumen für ältere Menschen unterstützt werden.
  3. Wissenschaft: Die Wissenschaft kann durch Forschung und Entwicklung von innovativen Lösungen und Technologien dazu beitragen, dass städtische Räume und Infrastrukturen altersgerecht gestaltet werden. Dies kann beispielsweise die Entwicklung von smarten Lösungen für die Mobilität älterer Menschen, die Förderung von sozialen Netzwerken und Gemeinschaftseinrichtungen für ältere Menschen oder die Erforschung von altersgerechten Materialien und Konstruktionen in der Architektur umfassen.

Die Kommunen sollen Sicherheit und Schutz bei Krankheit, Hilfs- und Pflegebedürftigkeit geben, aber auch die Selbstbestimmung und Selbstständigkeit älterer Menschen fördern. Der Vorschlag der Autoren: 

„Die Kommunen können Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention, Bildungs-, Kultur-, Freizeit und Sportmöglichkeiten sowie generationenübergreifende Angebote zur Verfügung stellen und andererseits Strukturen schaffen, die es ermöglichen, dass ältere Menschen ihre Kompetenzen und Ressourcen selbstbestimmt einbringen.“ 

Für Verwaltung und Politik wird eine interdisziplinäre Sicht auf veränderte Bedürfnisse einer (und in einer) sich wandelnden lokalen Gesellschaft empfohlen. Dabei müssten ältere Menschen bei Planungen und Entscheidungen partizipieren.

 

„Die Menschen können umso länger selbstständig leben, je besser die sie umgebenden Bedingungen darauf eingestellt werden. Das gilt für Wohnung und Wohnumfeld, Einkaufen, Dienstleistungs- und Unterstützungsangebote oder die Nutzbarkeit des Öffentlichen Personennahverkehrs ebenso wie für die Entwicklung von Produkten unter dem Gesichtspunkt eines ‚Designs for all’, also nutzbar für alle Menschen, unabhängig von Alter oder Behinderung.“

 

Finanzielle Zwänge der Kommunen, Einschnitte in die Infrastruktur, Rationalisierungsmaßnahmen privatisierter Dienstleister (Post) und ähnliche Probleme laufen allerdings den Bemühungen um eine ortsnahe Daseinsvorsorge für weniger mobile ältere Menschen entgegen. Kritisch beurteilt werden „die Ausdünnung des öffentlichen Nahverkehrs, die Konzentration des Einzelhandels auf der ‚grünen Wiese’, die Schließung von Dienstleistungseinrichtungen des täglichen Bedarfs wie  Filialen von Geldinstituten oder der Post, aber auch der Verkauf kommunaler Wohnungsbestände“.

Lokal gefordert sind die Gesellschafts-, die Sozial- und die Wirtschaftspolitik, nicht nur die Seniorenpolitik und die Altenhilfe. Die Prioritäten der Politik werden sich voraussichtlich verschieben – im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Systeme, auf Accessibility, auf Generationengerechtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit.

Ebenso wichtig sind Fragen der Hilfe- und Pflegebedürftigkeit. 

Die Träger der Sozialhilfe müssen mit erheblichen personellen und finanziellen Risiken rechnen. Der gesellschaftliche Wandel (mehr Singlehaushalte, fehlende Möglichkeiten, auf die Ressourcen von Familienangehörigen zurückzugreifen) führt zu neuen Problemen. Dazu gehört eine zurückgehende Pflegebereitschaft von Familienangehörigen  und Verwandten.  Menschen, die „in jüngeren Jahren ihre eigenen Eltern unterstützt, betreut haben“, können nun nicht in gleichem Maße Solidarität von Familienangehörigen erwarten.

Es ist wichtig, dass Kommunen eine integrierte und ganzheitliche Herangehensweise an die Altenplanung und Seniorenpolitik verfolgen, die verschiedene Politikfelder wie Finanzen, Städtebau, Bildung, Gesundheit und Sozialpolitik miteinander verknüpft, um den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern.

siehe auch:

Alternde Gesellschaft – Wie gehen wir damit um? – Demografie lokal gesteuert