Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der gerade in einer Vertrauensabstimmung des Deutschen Bundestags mit Pauken und Trompeten durchgefallen ist (207 Abgeordnete von 717 haben FÜR ihn gestimmt), nennt seinen Kontrahenten, den Unions-Kanzlerkandidaten, „Fritze Merz“ und redet von seinem „Tünkram“ (das soll laut Wörterbuch etwas mit Schwindeln oder Lügen zu tun haben). Wie billig. Es gibt viele, die Merz nicht mögen. Ich habe ihn auch vielfach heftig kritisiert. Aber das hat er jetzt gerade mal nicht verdient. Das ist auch nicht lustig oder albern. Da fällt ein Bundeskanzler, dem die große Mehrheit des Bundestags nicht mehr vertraut, ein bisschen aus der Rolle.
Das ist respektlos und in diesem Amt auch unanständig, so dass wir feststellen: Wer so redet, hat keine zweite Chance verdient. Das wird heute auch überregional vielfach so kommentiert in den renommierten Zeitungen.
Und das Nachtreten gegen den am Boden liegenden Christian Lindner zeugt auch nicht von Respekt. Das ist politische Un-Kultur.
Das Nachtreten und Brüskieren hatte in anderen Zusammenhängen schon Horst Seehofer auf unterirdische Art mit Angela Merkel praktiziert. Das fand ich genauso übel.
Im Fußball ist das ganz einfach: Platzverweis. Gelb (Foul gegen Merz), erneut gelb (Foul gegen Lindner), also gelb-rot. Oder glatt rot wegen Nachtretens (Revanchefoul). Runter vom Feld.
Da tritt ein abgewählter Kanzler – ich nenne das „abgewählt“, wenn eine Vertrauensabstimmung haushoch verloren wurde und im Parlament keine Mehrheit mehr vorhanden ist, wie Graf Koks oder Graf Cum-Ex, wenngleich er sich ja an mutmaßliche Millionen-Steuervermeidungsgespräche mit einem Privat-Banker nicht erinnern kann.
Reden wir doch Tacheles:
Da hat einer drei Jahre lang als Chef und Staatsmann versagt.
Das Verhältnis zu Frankreich ist zerrüttet.
Die Ampel ist spektakulär gescheitert.
Und jetzt tut Scholz so, als sei nichts gewesen.
Sagen wir mal so: Wenig gemacht, nichts gewesen. Aber Spesen.
Friedenskanzler spielen? Mit welchem Recht?
Riesenversprechungen machen? Wo war eigentlich die Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers Scholz in all den Jahren?! Nun verstehen wir, warum die SPD ihn nicht einmal als Bundesvorsitzenden gewählt hat.
Ins Kanzleramt ist er eher zufällig reingeraten. Er hat mit großen Worten angefangen („Neuanfang“, „Bazooka“, „Doppel-Wumms“ und „Zeitenwende“!) und dann stark nachgelassen.
So wird das nichts, Herr geschäftsführender Bundeskanzler. Machen Sie Ihre Arbeit. Da haben Sie genug zu tun. Und erweisen Sie dem Amt Respekt. Das genügt schon in diesen Tagen.
P.S.: Ich verstehe nicht, warum die ARD immer wieder insistiert, es habe sich um eine gewollte verlorene Vertrauensabstimmung gehandelt. ES GAB DA EINFACH KEIN VERTRAUEN MEHR. Ich nenne das tendenziös. Verloren ist verloren. Punkt.