An der Rewe-Kasse: Falsche Schlange, Cash oder Payback oder: alles Banane

Letzte Woche in Püttlingen. Stadtmitte. Ich habe Hunger. Die EVS-Versammlung ist gerade vorbei. Also rein ins Rewe. Eigentlich hätte ich ja einen Wurstweck gekauft. Oder ein Croissant mit Schoki. Und vielleicht Stixi: Salzstangen. Ich mag Salzstangen. Sind zwar ungesund, aber ich mag sie seit meiner Kindheit. Und dazu passt Ritter Sport. Und was zu trinken brauch ich auch. Wegen der Salzstangen und der Schokos. Ist aber Aschermittwoch, also Fast- und Abstinenztag. So entscheide ich mich für eine Banane und ein Alwa-Wasser mit viel Magnesium und Calcium. Wegen der Knochen. Und der Muskeln. Und für ein Döschen Kaugummi. Extra Mint, extra stark. Jetzt nur noch zur Kasse, vorbei an Lindt und Mon Chérie und all den leckeren Süßigkeiten. Tapfer. Vor mir eine junge Frau, die zwei Artikel mehr auf dem Band hat als ich. Oder drei. Sie zahlt mit Karte. Aber zuvor noch Payback-Karte einlesen. Wegen der Rabatte. Und da wär noch ein Rabatt, der abgezogen werden muss. Es kostet so um die 7 Euro. Nicht, dass mich das interessiert, aber ich stehe ja direkt dahinter, und man kommuniziert es in mittlerer Lautstärke, nicht zu überhören. Jetzt elektronisch zahlen. Ist ja modern und zukunftsfähig. Schreiben sie jetzt überall, wo es ums Bargeld geht. Blöder Moment: Die EC-Karte streikt. Elektronisch ist doch nicht immer sicher. Eine Schlange bildet sich. Leichte Unsicherheit bei der Verkäuferin. Karte raus, Karte rein. Tut mir leid, er nimmt sie nicht. Kundin peinlich berührt. Dann eben bar. Sie war wohl nicht darauf gefasst. Denke ich. Sehe ich auch. Man hört Kleingeld klimpern. Dieser enttäuschte Blick: Es reicht nicht. Fragender Blick der Verkäuferin. Ach, nehmen Sie bitte die Cola weg. Ich muss dann alles stornieren, sagt die Verkäuferin. Scant neu. Bipp. Bipp. Bippbipp. Betrag wird angezeigt: Da ist jetzt aber der Rabatt nicht berücksichtigt. Jetzt irritierter Blick der Verkäuferin. Wie kriege ich das raus und rein und Payback und Rabatt und cash, aber ohne EC? Muss ja alles registriert werden. Ich muss dann mal meine Vorgesetzte rufen. Die Schlange wächst. Natürlich sind die nebenan schon alle fertig. Falsche Kasse genommen. Falsche Schlange. Ihr kennt das? Es ist immer so. Aber wir haben ja Zeit. Vorgesetzte kommt. Fünf Minuten sind mittlerweile vorbei. Elektronic Cash, total zukunftsfähig und modern. Vorgesetzte zieht einen elektronischen LED-Schlüssel über Scan-Feld, storniert alles. Und noch einmal von vorn. Inzwischen wissen wir alle, dass die Kundin 6 Euro 71 zu zahlen hatte und jetzt doch wieder 7 Euro 29, mit der Cola, minus den Rabatt, und alle sind gespannt, ob das jetzt alles klappt. Sieben Minuten vorbei. Erst Payback, dann Rabatt abziehen, dann EC-Karte einschieben…. – große Spannung. Es tut sich nichts, es tut sich nichts – oh, es klappt, hurra!!!! Electronic Cash funktioniert. Eigentlich müssten wir jetzt alle applaudieren. Weil wir ja eigentlich kein Bargeld brauchen. Moderne Zeiten. Chaplin. Kintopp.
Ich bin dran. Kritischer Blick aus der Schlange? Zahlt er cash oder elektronisch?
Da soll man mal frei entscheiden! Bei den Blicken!
Ich ziehe einen Zehner aus dem Geldfach. Die sind sogar bei kritischen Schwarzgeldjäger-Genossen noch erlaubt. Kriege 6 Euro soviel zurück. Stecke sie ein. Packe meine drei Artikel. 22 Sekunden. Barzahlung.
Gegen 7 Minuten Electronic Cash.
Wie sagte der alte Indianer? Irgendwann werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. Und dass Deutschland nicht durch Einigkeit und Recht und Freiheit, sondern durch die D-Mark und jetzt durch Euro-Bargeld zusammengehalten wird. Und durch Bananen. Ich liebe Bananen.
Also: Hände weg von Bargeld und Bananen.
Die Verkäuferin hat übrigens alles richtig gemacht. Es lag nur an der bescheuerten EC-Karte. Oder am Lesegerät. Ich trau den Lesegeräten sowieso nicht. Und diesen kippigen Internet-Verbindungen. Ihr kennt das: Immer funktionieren diese Lesegeräte nicht. Immer dann, wenn gerade Kunden hinter dir stehen.
(frei nach Gedächtnis bearbeitet – ohne Gewähr)
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