Zirkus und eine sauteure RAG-Broschüre zum Grubenwasserantrag

ZUM ABSAUFENDEN SAARLAND ALS BERGBAU-ERBE

ES IST die Adresse, die mir aufgefallen ist. Der Zufall hat mir bei der Recherche geholfen. 
Der Erörterungstermin für die Grubenflutung findet auf dem Gelände der RAG-Repräsentanz an der Saar („Bergbau unser Erbe“, „Es war einmal tief unter der Erde“ – kein Witz, die RAG bewirbt das selbst so) in einem eigens aufgebauten Großzelt statt. Wie im Zirkus. Man macht ein bisschen Zirkus. Es ist also eine Märchengeschichte. Sie spielt dann in Ensdorf, Provinzialstr. 1. 

Mit Neutralität hat das null und nichts zu tun, aber so kennen wir das im Saarland. Ich dachte als junger Mensch immer, das Bergamt sei eine Abteilung von Saarberg. 

Und just an diesem Wochenende erscheint in der Saarbrücker Zeitung eine zwölfseitige Marketing-Beilage der RAG, bezahlt von den Subventionen des Steuerzahlers, edel gestaltet von der Berliner Agentur A&B One Kommuniktionsagentur (“ Wir begnügen uns nicht damit, Botschaften in die öffentlichen Arenen zu tragen. Unsere Kommunikationslösungen sollen zum Handeln anregen“), vermutlich sauteuer, unter dem Titel „Tief hinab, hoch hinaus – Nach dem Ende des Bergbaus erfindet sich das Saarland neu“. 

Das ist nun allerdings unfreiwillig komisch. Denn da steht zum Thema Verkehr: „Knotenpunkt Saarland: am Rand und doch mittendrin“: „Aufwachen in Saarbrücken und frühstücken in Paris – kein Problem, die ICE-Verbindung macht es möglich“. Dass das Saarland „in alle Richtungen gut vernetzt“ sei, können wir dann im Text genauer lesen: „Vier ICE/TGV-Verbindungen am Tag nach Paris sind noch immer zu wenig für den Bedarf. Bahnreisende nach München müssen weiterhin in Mannheim umsteigen. Das Flugzeug ist derzeit als Alternative nicht wirklich attraktiv. Regelmäßig fallen Flüge aus. Es gibt also noch Luft nach oben.“

Ich lache mich tot. 

Die RAG-Stiftung hortet Milliarden, will uns durch Grubenflutung absaufen lassen, um Evonik-Aktien in Milliardenhöhe an der Börse platzieren zu können und die subventionierten Helden der RAG lassen für zehntausende Euro eine Beilage produzieren, um das Land und seine Repräsentanten wohlgefügig/wohlfühlig zu stimmen. 

Die teure Beilage ist bei der Saarbrücker Zeitung gedruckt worden und in der Saarbrücker Zeitung kostenpflichtig beigelegt worden. Da ich als Wahlkämpfer die Medienpreise für Druck und Beilagen kenne, denke ich mir meinen Teil. 

Mediale und politische Landschaftspflege durch ein mit MIlliarden und Billionen subventioniertes Unternehmen mit immer noch mächtigem Staatseinfluss (RAG-Stiftung, Aufsichtsrat, Kohlekommission).

Man hätte die zehntausende Euro für Agentur, Druck, Beilage besser in ein saarländisches Bildungs- oder Kulturprojekt gesteckt. Dort wären die (knapp 100.000?) Euros gut aufgehoben. Aber als Beilage? Viele werden sie gar nicht erst lesen. Darauf kommt es auch gar nicht an.

Also. Warum machen die das?

Ein Schelm, der schlecht darüber denkt: Just in dem Moment, in dem das Oberbergamt den Termin für den Erörterungstermin AUF DEM RAG-REPRÄSENTANZGELÄNDE verkündet, schaltet eben diese RAG eine ‚dem Saarland‘ gewidmete („Nach dem Ende des Bergbaus erfindet sich das Saarland neu“) Tralala-Broschüre, um gut Wetter zu machen, damit es nicht zu medialem und politischen Schlagwetter beim Grubenflutungs-Antrag kommt. Da freut sich doch jeder Landespolitiker. Und für die nachgeordneten Behörden ist es ja auch nicht so schwer. Schon lange nicht. 

Wahrscheinlich wird dem Flutungsantrag nach dem Erörterungstermin zugestimmt. Alles Andere würde uns überraschen.

Wir sollten dann nicht über solche Methoden klagen, sondern: 

KLAGEN.

Dr. Armin König